GRIMALDI & PARTNERS: «Schweizer Markt ist attraktiv»

von Cédric Spahr, Grimaldi & Partners

Dieser Artikel wurde publiziert in der Handelzeitung, 27. Februar 2014 

 

Zürich - Cédric Spahr ist Marktstratege beim Vermögensverwalter Grimaldi & Partners. Der einstige CS-Mann sieht trotz den jüngsten Verwerfungen gute Chancen für Aktien. 

Seit dem Jahresbeginn resultiert am Schweizer Gesamtmarkt nahezu eine schwarze Null. Ist dies der Takt, mit dem Anleger dieses Jahr rechnen müssen?
Cédric Spahr: Die Investorenstimmung bei Jahresbeginn war sehr überhitzt. Die rasche Korrektur an den Aktienbörsen gegen Ende Januar hat diesen Optimismus nun gekühlt. Damit kann der Markt – psychologisch betrachtet – wieder steigen. Der Schweizer Markt bleibt mittelfristig fundamental und technisch attraktiv.

Es mangelt ja nicht an Treibern für die Aktienkurse: In Europa sind die Zinsen so tief wie nie. Doch droht sich die Wirkung des bisherigen aussergewöhnlichen geldpolitischen Stimulus nicht zu verlieren?
Spahr: Die monetären und ökonomischen Rahmenbedingungen sprechen für eine positive Börsenentwicklung. Der schrittweise Rückzug der quantitativen geldpolitischen Massnahmen in den USA könnte schon gegen Ende Frühling das Aufwärtstempo bremsen. Zudem sind solche Massnahmen von den Börsianern teilweise bereits eingepreist.

Und in Europa? Muss da bald die Europäische Zentralbank mit neuen, unkonventionellen Massnahmen eingreifen?
Spahr: Die Probleme der Euro-Zone sind nicht verschwunden. Die dezidierte Hal- tung der Zentralbankleitung unter Mario Draghi wirkt aber glaubwürdig, um das Wiederaufflammen einer Finanzpanik zu unterbinden. Sie dürfte dieses Jahr einen Einsatz schweren Finanzmarktgeschützes noch überflüssig machen.

Was würde dies für den Schweizer Franken bedeuten?
Spahr: Trotz relativer Beruhigung in der Euro-Zone bleibt die Nachfrage nach Schweizer Franken hoch. Das technische Bild spricht für eine Fortsetzung der Seit- wärtsbewegung zwischen 1.20 und 1.24 Franken je Euro mit sinkender Tendenz in Richtung 1.21.

Gute laufende Aktienmärkte wie jener der USA sind hingegen nicht mehr günstig bewertet. Wo finden Anleger an den weltweiten Aktienmärkten noch Chancen?
Spahr: In den USA dürfte der Nasdaq trotz einem geschätzten Kurs-Gewinn- Verhältnis von 18,8 für 2014 die besten Karten haben. Technologie bleibt ein attraktiver Wachstumssektor in einer flauen globalen Wirtschaft. Europa steht generell im Mittelfeld, während asiatische Märkte mit Ausnahme von Japan wenig Freude bereiten dürften. Märkte wie Kanada, Australien und Indien sind hingegen einen Blick wert.

Welche weiteren Anlageklassen wären ausserdem zu empfehlen?
Spahr: Obligationen mit guten Kreditratings in Industrieländern sind empfehlenswert, denn 2014 dürfte das Kreditrisiko im Allgemeinen gering bleiben. Das Risiko eines moderaten Anstiegs der langen Zinssätze ist vorhanden, sodass wir vor allzu langen Laufzeiten für Obligationen abraten. Die Rohwarenmärkte liefern ein zweideutiges Bild.

Der Goldpreis hat sich markant erholt. Geht es weiter nach oben?
Spahr: Edelmetalle sind nach dem Bärenmarkt 2013 nun eine ziemlich verschmähte Anlagekategorie. Das Gelddrucken in den USA wird weitergehen, nur bei gemächlicherem Tempo. Vor diesem Hintergrund haben Gold und Silber das Potenzial, 2014 sehr positiv zu überraschen. Die Goldunze dürfte bis Ende Jahr über 1500 Dollar steigen. Die Goldminenaktien dürften überproportional von einem Goldpreisanstieg profitieren.

Und wie sollen sich Anleger verhalten, die vor allem auf den Erhalt ihres Vermögens bedacht sind?
Spahr: Das Horten von Bargeld auf einem Bankkonto birgt zurzeit geringe Risiken, aber praktisch bei Nullzinsen. Ein diversifiziertes Obligationenportfolio bietet die beste Lösung für defensive Investoren. Bei Diversifizierung in Euro kann mittelfristig allenfalls eine bessere Rendite erwirtschaftet werden, aber auch nur, wenn Unternehmensanleihen im Portfolio enthalten sind. Wer über einen langen Anlagehorizont verfügt, dürfte etwas Gold sowie eine kleine Allokation zu den besseren Aktienmärkten beimischen. 

Aus der Handelzeitung, 27. Februar 2014